Sonntag, 23. März 2008

lufttiere vor schlössern



Zur soziologischen Psychologie der Löcher
(Kurt Tucholsky, "Zwischen Gestern und Morgen")

Ein Loch ist da, wo etwas nicht ist.
Das Loch ist ein ewiger Kompagnon des Nicht-Lochs: Loch allein kommt nicht vor, so leid es mir tut. Wäre überall etwas, dann gäbe es kein Loch, aber auch keine Philosophie und erst recht keine Religion, als welche aus dem Loch kommt. Die Maus könnte nicht leben ohne es, der Mensch auch nicht: es ist beider letzte Rettung, wenn sie von der Materie bedrängt werden. Loch ist immer gut.
Wenn der Mensch "Loch" hört, bekommt er Assoziationen: manche denken an Zündloch, manche an Knopfloch und manche an Goebbels.
Das Loch ist der Grundpfeiler dieser Gesellschaftsordnung, und so ist sie auch. Die Arbeiter wohnen in einem finsteren, stecken immer eins zurück, und wenn sie aufmucken, zeigt man ihnen, wo der Zimmermann es gelassen hat, sie werden hineingesteckt und zum Schluß überblicken sie die Reihe dieser Löcher und pfeifen auf dem letzten. In der Ackerstraße ist Geburt Fluch; warum sind diese Kinder auch gerade aus diesem gekommen ? Ein paar Löcher weiter, und das Assessorexamen wäre ihnen sicher gewesen.
Wenn der Mensch ein Loch sieht, hat er das Bestreben es auszufüllen, dabei fällt er meist hinein. Man tut also gut, um die Löcher einen großen Bogen zu machen, wobei man sich nicht wundern darf, wenn man in andere fällt. Man falle also lieber in das erste. Loch ist Schicksal.
Das Merkwürdige an einem Loch ist der Rand. Er gehört noch zum Etwas, sieht aber beständig in das Nichts, eine Grenzwache der Materie. Das Nichts hat keine Grenzwache: während den Molekülen am Rande eines Loches schwindlig wird, weil sie in das Loch sehen, wird den Molekülen des Lochs ... festlig ? Dafür gibt es kein Wort. Denn unsere Sprache ist von den Etwas-Leuten gemacht; die Loch-Leute sprechen ihre eigene.
Das Loch ist statisch; Löcher auf Reisen gibt es nicht. Fast nicht.
Löcher, die sich vermählen, werden eines, einer der sonderbarsten Vorgänge, unter denen, die sich nicht denken lassen. Trenne die Scheidewand zwischen zwei Löchern: gehört dann der rechte Rand zum linken Loch - ? oder der linke zum rechten ? oder jeder zu sich ? oder beide zu beiden ? Meine Sorgen möchte ich haben.
Wenn ein Loch zugestopft wird: wo bleibt es dann ? Drückt es sich seitwärts in die Materie ? oder läuft es zu einem anderen Loch, um ihm sein Leid zu klagen ? – Wo bleibt das zugestopfte Loch: niemand weiß das: unser Wissen hat hier eines.
Wo ein Ding ist, kann kein anderes sein. Wo schon ein Loch ist: kann da noch ein anderes sein ? Und warum gibt es keine halben Löcher - ?


Manche Gegenstände werden durch ein einziges Löchlein entwertet; weil an einer Stelle von ihnen etwas nicht ist, gilt nun das ganze Übrige nichts mehr.
Beispiele: ein Fahrschein, eine Jungfrau und ein Luftballon.


Das Ding an sich muß noch gesucht werden; das Loch ist schon an sich. Wer mit einem Bein im Loch stäke und mit dem anderen bei uns: der allein wäre wahrhaft weise. Doch soll dies noch keinem gelungen sein. Größenwahnsinnige behaupten, das Loch sei etwas negatives. Das ist nicht richtig: der Mensch ist ein Nicht-Loch, und das Loch ist das Primäre. Lochen Sie nicht; das Loch ist die einzige Vorahnung des Paradieses, die es hienieden gibt. Wenn Sie tot sind, werden Sie erst merken, was Leben ist. Verzeihen Sie diesen Abschnitt; ich hatte nur zwischen dem vorigen und dem nächsten ein Loch ausfüllen wollen.


frohe ostern


Dienstag, 7. August 2007

Totoro Origami


*

Saisonale Grillenfeldforschung

Zushi | ein Sonntag am Strand


Fast wären wir Zeugen eines herrlichen Sonnenuntergangs am Strand von Zushi geworden. Fast, dann kam das Wolkenband und versperrte die Sicht. Dennoch: Ein herrlicher Badetag am Strand.

Wenn auch Baden, erst Recht Sonnenbaden in Japan nicht besonders populär ist, gibt es doch einige Strände, an denen auch Japaner ein Strandzweitleben führen. Zushi liegt nur wenige Kilometer von Kamakura entfernt am Nordwestrand der Miura-Halbinsel. Zushi ist eine kleine Stadt mit ca. 60.000 Einwohnern, die auf den vielen Hügeln verstreut wohnen.


Ein Seeigel, der sich am Strand von seinen Felsgängen erholt.
Gefahrenstufe der Badetour: Null. Einzig kleinere Weggefechte mit Algenbündeln. ("Wir sehen uns später im Sushi-Pott..."). Und heilendes Salz gegen die doch recht juckenden Stiche.



Muschelstrammstehen.


Obwohl die Stadt Zushi heißt, gab es zum Abendessen Nudeln und Kartoffeln. Und in der Stadt im Anschluss den ersten Burger einer japanischen Kette "Mos Burger" - mit Krabben, Salat und Mayonnaise.


Auch der Tenno hat ein Sommerhaus an diesem Strand. Verständlich, oder?


Zushi | Präfektur Kanagawa

Montag, 6. August 2007

J-Graffiti


Selten, aber hier beispielsweise in Akihabara sichtbar. J-Graffiti.

Mittwoch, 1. August 2007

Akihabara | Meido-Cafés


In Kostümen von Manga-Figuren machen diese jungen Damen Werbung für so genannte Meido-Cafés, in denen Bedienungen verkleidet servieren, die fast ausschließlich männliche Kundschaft entzücken und in eine Manga-Welt versetzen.

Akihabara ist das größte Geschäftsviertel für Elektronik in Japan. Technik- und PC-Fans mischen sich mit Manga- und Anime-Liebhabern. "Akibakun" werden die Freaks genannt, die fast täglich durch die Geschäfte ziehen. Wenn auch an sehr vielen Stellen in Tokyo Manga- und Anime-Merchandising erworben werden kann, so ist Akihabara doch das Mekka. Spezialisierte Läden verkaufen auf bis zu 5 Stockwerken Plastikfiguren aus den Comics, deren Kostüme in Menschengröße, Briefpapier und noch so manchen Merchandising-Artikel, von dem man in Deutschland nicht zu träumen wagt.


K-Books store | http://www.k-books.co.jp/



Auf nicht-asiatische Touristen trifft man in Tokyo äußerst selten - im Elektronik-Zentrum allerdings erkennt man Touristen an Hamstereinkäufen - und das obwohl die Modelle hier nicht unbedingt günstiger sind... Well, well. Touristisches Merkmal Nummer zwei: lautes sprechen (besonders bei den Amerikanern), Festkrallen der Tüten mit wertvollem elektronischen Inhalt (deutsch-charakteristisch). Und das, obwohl Japan eines der sichersten Länder überhaupt ist. Sonja vergaß kürzlich ihre Handtasche in der U-Bahn (nur zur Erinnerung: Tokyo ist das größte urbane Gebiet auf der Welt). Sie kontaktierte die Bahngesellschaft, ein Angestellter suchte den entsprechenden Zug ab - und die Züge, sei es U-Bahn, Fern-oder Nahnetz sind meist voll - fand die Tasche unversehrt und gab Sonja Bescheid, an welcher Lost&Found-Station die Tasche abgeholt werden kann. Das ist doch wunderbar.


Bahnstation Akihabara